08.
Juli

Energetische Ausstattung von Mietwohnungen

Wunsch und Wirklichkeit

Die Ergebnisse einer Mieterbefragung des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zu Ausstattungsstandards und -wünschen in Mietwohnungen zeigen, wie sehr die Erwartungen der Mieter, die tatsächliche Ausstattung und die eigene Zahlungsbereitschaft auseinanderklaffen. Die BBSR-Analyse basiert auf einer deutschlandweiten Befragung von rund 2.400 Mieterhaushalten im Jahr 2022. Nur knapp ein Fünftel davon zeigt ein hohes Interesse an klimabewusstem Wohnen und ist dafür auch bereit, entsprechende Miethöhen zu zahlen.

Laut der Mieterbefragung äußern 81 Prozent den Wunsch nach einem hohen energetischen Standard ihrer Wohnung beziehungsweise ihres Wohngebäudes. Bei lediglich 21 Prozent der Befragten ist dieser energetische Standard in der gegenwärtigen Mietwohnung erreicht. Hinsichtlich der aktuellen Wohnsituation geben 53 Prozent der befragten Haushalte an, zufrieden mit der Lufttemperatur beziehungsweise dem Raumklima im Winter zu sein. Mit den Heizkosten sind 44 Prozent der Befragten zufrieden, mit dem energetischen Standard nur noch 41 Prozent.

Weniger Hitzeschutz im Altbau

Maßnahmen zum Hitzeschutz finden sich vermehrt bei Neubauten. Ältere Wohngebäude hingegen bieten nach Ansicht der Mieter oft keinen ausreichenden Schutz gegen steigende Sommertemperaturen. Insgesamt zeigt die Befragung, dass mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der Mieter mit der Lufttemperatur beziehungsweise dem Raumklima im Sommer zufrieden ist. Demgegenüber gibt knapp ein Fünftel der Befragten an, „eher unzufrieden“ oder „völlig unzufrieden“ zu sein.

Smarte Technik im Gebäude

Smarte Mess- und Steuerungstechnik wird von einem Großteil der Bewohner von Mietwohnungen perspektivisch gewünscht. Gut die Hälfte der Befragten ist an Mieterstrom interessiert – also von Solaranlagen erzeugtem Strom, der direkt an die Mieter des Gebäudes oder eines Wohnquartiers geliefert wird, wobei ein Viertel der Befragten dies als Standard voraussetzt. Aber nur 27 Prozent würden für ein Mieterstrom-Angebot mehr Miete zahlen. In Bezug auf die Ladeinfrastruktur für Elektroautos geben mit 36 Prozent mehr als ein Drittel der befragten Haushalte ein Interesse an, nur knapp die Hälfte dieser Gruppe (17 Prozent aller Befragten) würde dafür aber auch eine höhere Miete in Kauf nehmen.

Wenig Interesse am klimabewussten Wohnen

In einer studieneigenen Haushaltstypik zum klimabewussten Wohnen haben die befragten Mieter sieben energetische Ausstattungsmerkmale und ihre eigene Zahlungsbereitschaft dafür bewertet. Dazu gehören unter anderem zwei- oder dreifach verglaste Fenster, eine hochwertige Wärmedämmung oder moderne und energieeffiziente Heizungsanlagen sowie die Beheizung mit erneuerbaren Energien. Laut der Haushaltstypik haben nur knapp ein Fünftel der Mieterhaushalte ein hohes Interesse an klimabewusstem Wohnen. Hingegen weisen 78 Prozent ein mäßiges Interesse daran auf.

Zahlungsbereitschaft eher gering

Die höchste Zahlungsbereitschaft und -möglichkeit haben die Mieterhaushalte mit hohem Interesse an klimabewusstem Wohnen und einem Nettoeinkommen von mehr als 5.000 Euro im Monat. Die Hälfte von ihnen stuft je Quadratmeter Wohnfläche etwa 9,30 Euro oder mehr Nettokaltmiete für ihre Wunschwohnung als angemessen ein. Die angemessenen Nettokaltmieten bei den Mieterhaushalten mit demselben Interesse an klimabewusstem Wohnen, aber einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.000 und 3.000 Euro liegen etwa zwei Euro pro Quadratmeter Wohnfläche niedriger. Bei einem Haushaltseinkommen unter 1.000 Euro sind es rund drei Euro pro Quadratmeter weniger.


Fazit von Matthias zu Eicken, Leiter Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik bei Haus & Grund Deutschland:

„Hohe Erwartungen bei niedriger Zahlungsbereitschaft – diese gefährliche Melange für die Akzeptanz der Klimawende hat die Politik angerührt. Indem man immer höhere Erwartungen an die energetische Beschaffenheit der Gebäude formuliert und gleichzeitig vermeintlich explodierende Mieten skandalisiert, erweist man dem Klimaschutz einen Bärendienst. Politiker aller Parteien täten gut daran, Vermieter nicht im Regen stehen zu lassen und Mietern reinen Wein einzuschenken: Klimaschutz kommt nicht gratis – für niemanden.“

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